Bei Mendelssohn zog das Gewitter auf. Kaum war das markante Schlussthema verklungen, öffneten sich die Wolkentore und fluteten die Münchner Innenstadt mit Platzregen. Der Nebeneffekt: Das Publikum gönnte sich im Anschluss an das Eröffnungskonzert des Stars And Rising Stars Festivals noch ein zusätzliches Getränk im Foyer der Freiheitshalle. Man tauschte sich aus, stellte fest, dass auch in diesem Jahr wieder herausragende junge Musiker:innen auf der Bühne stehen und man manche beim Hineinwachsen in die Rolle professioneller Künstler:innen mitverfolgen könne. Denn die Geigerin Clara Shen beispielsweise hat im Vergleich zu früheren Ausgaben noch einmal einen großen Sprung gemacht in Richtung Feinjustierung ihrer gestalterischen Fähigkeiten, auch in Bezug auf die Präsenz als Ensemblepartnerin wie in Mendelssohns Klaviertrio, das die zweite Konzerthälfte bestimmte.
Als erster Teil des Abends wiederum wechselten sich die drei Rising Stars mit der gastgebenden Violinkoryphäe Arabella Steinbacher und verschiedenen dialogischen Stücken ab. Der Cellist Yuya Okamoto erwies sich als souveräner Klangraumgestalter, der auch in den fein artikulierenden Details seiner Linien das Instrument zum Erzählen brachte. Der Pianist Dmytro Choni beschränkte sich auf die Rolle des impulsgebenden Begleiters, schuf dabei aber etwa in Faurés „Élégie“ oder eben bei Mendelssohn wunderbar leichtgängige Rahmungen und Fortschreibungen des Geschehens. Arabella Steinbacher schließlich umkränzte Clara Shen mit leuchtender Finesse in Mozarts Geigenduo oder hatte hörbar Spaß, sich mit Yuya Okamoto auf eine außerplanmäßige „Passacaglia“ von Meister Händel einzulassen. So war es ein würdevoller, luzider Start für ein Festival, dem bis zum 25.Mai noch zahlreiche weitere Glanzlichter bevorstehen.