Drama mit Esprit

Lachenmann als Einstieg ist gewagt. Aber Elias Keller ist erst 13 Jahre alt und schaffte es bereits als Neunjähriger, an das Mozarteum in Salzburg angenommen zu werden. Für den jungen Pianisten aus Villach läuft einiges anders und da passen Lachenmanns „Schubert-Variationen“ ausgezeichnet, um den Abend im Künstlerhaus zu eröffnen. Ein wenig später im Programm lässt Keller souverän geläufig Liszts „Rigoletto-Paraphrase“ folgen, ein Rising Star eben, passend zum Motto des Festivals. Für die weiteren Stücke des Konzerts übergibt er den Platz am Steinway dann an seinen gesetzteren Kollegen Maciej Pikulski, der als umfassend versierter Begleiter sehr unterschiedlichen Künstler*innen sekundiert. Der Geigerin Eva Zavaro zum Beispiel, die sich als zweite Solo-Instrumentalistin hinreißend introspektiv der Meditation aus Tschaikowskis „Erinnerung an einen schönen Ort“ widmet.

Das Hauptgewicht des Abends aber gehört zwei Stimmen. Denn auf der einen Seite präsentiert sich der südkoreanische Tenor Sung Min Song sowohl als einfühlsamer Duett-Partner in Arien aus Wagners „Walküre“ und Beethovens „Fidelio“, erweist sich aber vor allem im nicht ganz so schweren Fach etwa mit Lehárs „Wie eine Rosenknospe“ oder mit „Dein ist mein ganzes Herz“, dem Evergreen aus dem „Land des Lächelns“, als Charmeur der Melodien. Die Star-Gastgeberin und Kammersängerin Ricarda Merbeth schließlich holt den Ernst zurück auf die Bühne, mit einem eindringlichen „Elektra“-Monolog, bei dem man nicht Agamemnon sein wollte, und verschiedenen Ausschnitten aus dem Wagner-Oeuvre. Ein weiter Bogen also von Liszts über Lehár bis Lachenmann, von der großen Geste des Romantischen bis zum relativierenden Esprit der Gegenwart.

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