Charme der Rauheit

Auch in diesem Jahr ist die Freiheizhalle wieder im Programm. Sie ist einer der unüblichen Spielorte für klassische Musik, aber kein ungeeigneter. Denn zum einen hat die Backsteinoptik des Raumes, ähnlich wie bei der Allerheiligenhofkirche, das Flair des Handgemachten, Bodenständigen. Darüber hinaus lassen sich mit dem vorhandenen Licht markante Stimmungen setzen und einzelne Bereiche im Raum effektvoll fokussieren. Vor allem aber hat die Halle eine gute Akustik, trocken, aber nicht kalt, mit Tendenz zur Präsenz. Nun muss nur noch das Publikum mitbekommen, dass drei Minuten Fußweg von der S-Bahn-Haltestelle Donnersbergerbrücke fast noch kürzer sind, als vom Rosenheimer Platz in die Philharmonie. Dann müsste man der Raum nicht mehr vorstellen, sondern eher langfristig buchen.

Bislang aber ist es noch ein zusätzlicher Aufwand, der sich für das Stars And Rising Stars Festival aber schon deshalb lohnt, weil die Musiker den Ort mögen. Man merkt es dem großartigen Bratscher Nils Mönkemeyer an, dass er hier seine Adaption der ersten Cello-Suite von Johann Sebastian Bach mit einer experimentellen, faszinierenden Rauheit spielt, die er womöglich an anderen hehren Orten so nicht gewagt hätte. Aber auch die Rising Stars des Abend – die pointiert und dramaturgisch packend intonierende Geigerin Sara Domjanic, der grandios volltönende und gestalterisch weit ausgreifende Cellist Yibai Chen und der souverän sekundierende, mit sensibler Tongebung agierende Pianist Dmytro Choni – laufen in der Freiheizhalle zu einer Form auf, die von Debussy bis Fauré die Menschen fesselt. Und so lohnt es, sich den Ort zu merken, vor allem aber die Musiker des Abends

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