Das ewig Männliche

Auch eine Lesung ist Theater. Nur findet das Spielen mit Worten statt und so ist es durchaus von Bedeutung, ob sich der Vortragende mit dem Gegenstand seiner Betrachtungen wohl fühlt. Klaus Maria Brandauer liebt den Don Juan, seine verschwenderischen Seiten, das mythisch Mannhafte, aber auch die zurückhaltenden Momente, das Dunkle und Morbide. Mozart und Da Ponte sind Ausgangspunkt und Finale der literarischen Reise, auf die der österreichische Schauspielstar sein Publikum in der Alten Rotation in der Bayerstaße mitnimmt, der zur Eventlokation umgebauten früheren Fertigungshalle des Münchner Merkur. Dazwischen passiert viel, von Goethe über Ödön von Horvath bis Brecht, ein rasant gestaltetes und mit viel Nachdruck gelesenes Panoptikum erotischer, humoristischer, philosophischer Texte.

Und Brandauer liest so gerne, dass sein musikalisches Gegenüber zunächst kaum Platz findet, die Worte um Musik zu ergänzen. Wenn er aber spielt, dann entwickelt der junge niederländische Pianist Aidan Mikdad aus sich heraus leuchtende Miniaturen gestalterischer Feinheit. Am Schluss dann darf er sich doch ausbreiten und präsentiert, passend zum Textfinale aus dem »Don Giovanni«, die behutsam entfaltete »Klaviersonate Nr.10, C-Dur KV 330« von Meister Mozart, ein fragiles Kunststück dynamischer und energetischer Balance. Das wiederum passt gut, um dem gegen Ende ins Sinistre wandelnden Don Juan eine Idee des Wesentlichen mit auf den Weg zu geben.

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