Es war ein Unterschied, ein Detail. Als die Lieder von Robert Schumann und Gustav Mahler auf dem Programm standen, wirkte Maciej Pikulski noch ein wenig mehr bei sich selbst. Natürlich brachten auch die Arien des Belcanto den international renommierten Pianisten nicht aus der Ruhe. Aber die romantischen Lieder legen schon in der Komposition besonders Wert auf die Balance zwischen Klavier und Stimme und so hatte Pikulski in der Freiheitshalle die Möglichkeit, noch luzider seine Eleganz in die Begleitung zu legen, mit der er während des Abends brillierte. Er war die Stütze der Solist:innen und die wiederum genossen es, souverän geleitet zu werden. Denn das Spektrum der musikalischen Ausdrucksformen war groß und umfasste ein knappes Jahrhundert stilistischer Finesse, von den Leichtigkeit eines Bellini, Rossini, Donizetti bis zur Wagnerischen Wucht und der emotionalen Dichte der Mahler’schen Lieder.
Und auch die Sänger:innen genossen diesen großen Bogen. Michal Proszynski etwa stellte sich als zunächst zurückhaltend agierender, im Laufe des Abends aber zunehmend selbstbewusst wirkender Tenor vor, der seine klare Stimme mit sanft modulierender Leichtigkeit glänzen ließ. Matthias Winckhler präsentierte sich mit beeindruckender Selbstverständlichkeit auf der Bühne, ein Bariton, der mit seiner ganzen Fülle der vokalen, aber auch spielerisch gestaltenden Möglichkeiten sowohl in den Opernrollen, wie auch als Darsteller poetischer Intensität überzeugte. Okka von der Damerau schließlich konnte als Star des Abends sich in bester Gesellschaft fühlen und sowohl als mächtige Wagner-Interpretin, wie auch mit feinen Mahler-Passagen und ein wenig Ausgelassenheit mit Johann Strauss in der Zugabe das Programm abrunden. So war es eine weite, beeindruckend umfassende Reise an einem Abend, mit dem das Stars And Rising Stars Festival im sechsten Jahr seines Bestehens in die neue Runde der Konzerte startete.