Man nehme einen grauen, dezent nieseligen Herbsttag, dazu einen mächtigen Raum mit triumphaler Architektur und überlege sich, was mit kleiner Besetzung – Geige, Cello, Klavier – in eine derartige Konstellation passen könnte. Die Lösung: Ludwig van Beethovens „Pathétique“, die Klaviersonate mit der großen Geste bereits im Beinamen. Für den Pianisten Herbert Schuch ist es eine Möglichkeit, im legendären Odeon – dem inzwischen nach der Rekonstruktion zum Innenhof des Bayerischen Innenministeriums verwandelten früheren Konzertraum, der dem Odeonsplatz einst seinen Namen gab – mit den Möglichkeiten perlender Geläufigkeit und verschmitzter emotionaler Binnengliederung eines zeitlosen Klangmonuments zu spielen. Dann füge man beispielsweise noch Beethovens „Violinsonate A-Dur Nr.2, op. 12“ hinzu, mit der Maya Wichert als Rising Star des Abend zeigen kann, wie hinreißend feingliedrig sie in der Lage ist, ein derartiges Meisterstück des Repertoires zu deuten.
Vor allem aber widme man sich einem raumfüllenden, romantischen Repräsentativopus wie Edvard Griegs „Sonate für Klavier und Violoncello as-Moll op. 36“, in der sich in drei Sätzen die gestalterische Vielfalt eines mit volkstönenden Leidenschaften agierenden Komponisten exemplarisch verdichtet. Schuch und der charmant brillante Cello-Professor Maximilian Hornung machen daraus ein Fest der Emphase, so dass man für Minuten den Herbst vergisst, der außerhalb des imposanten Odeons seine kühlen Boten der nahenden dunklen Jahreszeit schickt. Auch dafür ist Musik da – nach vorne zu weisen, über das hinaus, was den Augenblick bestimmt.