Das Odeon hat lange niemand mehr gesehen, der nicht mit dem Bayerischen Innenministerium zu tun hat. Denn der zwischen 1826 und 1828 von Leo von Klenze erbaute Saal, der dem angrenzenden Odeonsplatz seinen Namen gab, wurde nicht mehr in seiner ursprünglichen Funktion als Konzertsaal genutzt. Der Raum war im zweiten Weltkrieg zerstört, danach wieder aufgebaut worden, blieb aber fortan ein zwar imposanter, aber musikalisch verwaister Innenhof des Ministeriums. Für das Festival ‚Stars And Rising Stars‘ jedoch öffnete er zum ersten Mal wieder seine Pforten für das Kulturpublikum und empfing eine illustre Schar an Prominenten und Klassikliebhabern. Sogar der Minister und Hausherr selbst, Joachim Herrmann, ließ es sich nicht nehmen, ein paar Grußworte zu sprechen und im Anschluss daran – trotz anfangs hörbarer akustischer Konkurrenz durch das Streetlife Festival auf der Ludwigstraße – ein Programm zu genießen, das geschmackvoll vom Barock zum Belcanto leitete.
Einziges echtes Manko des Abends: die Mezzosopranistin Natalia Kutateladze war erkrankt, einige Stationen der Klangreise von Salzburg nach Italien mussten daher übersprungen werden. Ansonsten gab es viel Melodisches und Theatralisches von Händel bis Rossini zu erleben. Das Ensemble 1756 Salzburg unter der Leitung von Konstantin Hiller schuf einen historisch möglichst klangangemessenen Rahmen, der Tenor Huang Shan wirkte manchmal ein wenig hölzern, der Bass José Coca Loza dafür umso kecker. Die bulgarische Mezzo-Meisterin Vesselina Kasarova sang eine hinreißend feingliedrige Almirena-Arie aus Händels ‚Rinaldo‘ und ließ sich ebenso zu einem schnippisch burschikosen Duett mit Loza aus Rossinis ‚L’Italiana in Algeri‘ hinreißen. Ein eleganter, umjubelter Konzert-Neustart im Odeon. Wer weiß, vielleicht folgt dort ja noch andere Musik in den nächsten Monaten und Jahren.
Das Festival jedenfalls macht weiter, heute Abend mit dem Klaviermarathon ab 19 Uhr in der Reithalle (Heßstraße 132).
Eine Antwort zu “Tag 4: Kasarova, Loza, Shan”
Sehr gut! Und wieder Danke! LBG A
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