Die große Geste

Er habe es sehr genossen, meinte Andrea Lucchesini in einer kurzen Ansage, während der vorangegangenen drei Tage mit diesen großartigen jungen Musikern zu arbeiten. Junges Talent sei für ihn eine Inspiration und er genieße es, dabei sein zu dürfen. Tatsächlich ließ es sich der renommierte italienische Pianist nicht nehmen, mit allen drei Newcomern zu spielen – mit Rising Stars, die ihrerseits bereits auf einem faszinierend bühnenreifen Niveau agierten.

So forderte der polnischen Pianist Piotr Pawlak als Solist mit Ravels „La Valse“ den Flügel im Künstlerhaus am Lehnbachplatz auf wild verschmitzte Weise heraus. Das Stück brandete, wogte, tänzelte, um schließlich in großen pianistischen Gesten zu landen. Gemeinsam widmeten sie Lucchesini und Pawlak einer schweifenden und romantisch aufbrausenden „Fantasie zu vier Händen“ von Franz Schubert, ein Werk, dessen Originalität im Repertoire in dieser Interpretation eindrucksvoll zur Geltung kam.

Der spanische Geiger Javier Comesaña wiederum stellte im Duo mit Lucchesini einen spielerisch leicht wirkenden Beethoven vor, so fließend, als würde die mühelose Darstellung selbst in der rasanten Schlusskadenz kaum Anstrengung erfordern. Und der koreanische Cellist Jaemin Han spielte daraufhin mit Lucchesini Schumanns „Phantasiestücke“ mit volltönendem Nachdruck und lächelnder Eleganz.

Geklammert wurde der dritte Abend des Stars and Rising Stars Festivals 2024 von vier Schubert-Impromptus, die der Meister zur Eröffnung mit der Feinheit der Erfahrung gestaltete. Und zum Schluss führte Johannes Brahms’ zweites Klaviertrio mitten in das Energiezentrum der späten Romantik, voller Wucht und schwelgender Emotion. Man verstand Lucchesini, dass er mit allen Musikern konzertieren wollte. Denn es ist auch ein Privileg der Jugend, sich mit ganzer Lust der Emphase in die Arme der Kunst zu werfen.

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