Eine Woche bis zum Stars And Rising Stars Festival, ein wenig Promo kann nicht schaden. Clara Shen, die es erst wenige Tage zuvor beim renommierten Menuhin-Wettbewerb in Genf auf den vierten Platz geschafft hat, schultert ihre Geige, lässt sie von der Security durchleuchten, und läuft mit einem Tross von Journalisten bis zum Satelliten-Terminal des Münchner Flughafens. Der Kameramann vom Lokalfernsehen bringt sich in Position, zwei Fotografen schwirren um sie herum, ziemlich viel Trubel für einen Teenager, der eigentlich eher schüchtern in die Welt blickt.
Aber kaum hat die 12-jährige Münchnerin mit chinesischen Wurzeln ihr Instrument in der Hand, ist sie fort, eingetaucht in der Welt von Liebesträumen und Sonatensätzen, von Romantischem, Filigranem, Virtuosem. Passanten machen Halt, Fluggäste wundern sich über die unverhoffte Kunst zwischen Duty-Free und Einsteige-Aufruf. Und ahnen, dass sie womöglich jemanden im Vorbeigehen gehört haben, den sie in nur wenigen Jahren in großen Sälen erleben werden. Es wird viel applaudiert, Clara Shen freut sich mit einem Lächeln, gibt Interviews, packt ihre Geige wieder ein, macht sich auf den Heimweg. Als wäre es ganz normal, mal eben ein Konzert en miniature zu geben.
Am 10.Mai ist Clara Shen wieder mit von der Partie, gemeinsam mit ihrem Geigenkollegen Ziyu He, dem Piano-Newcomer Niu Niu und dem Cellisten und Mentor Danjulo Ishizaka. Diesmal in der Reithalle (Heßstraße 132, 19 Uhr), lächelnd und jugendlich souverän.