Ein anderer Klang

Es ist ein schöner Raum, repräsentativ und optisch opulent in der Wirkung. Die Bayerische Staatsregierung ehrt im Max-Joseph-Saal der Residenz gerne verdiente Bürger und Bürgerinnen. Und die Salzburger Hofmusik verbeugt sich dort vor der Mozart’schen Epoche. Das renommierte Ensemble für historische Aufführungspraxis unter der Leitung des Pianisten Wolfgang Brunner hat sich dafür zusammen mit seinen Solisten ein ungewohntes Repertoire der Klang- und Stilbeispiele herausgesucht.

Der zweite Abend des Stars And Rising Stars Festivals beginnt daher mit einem selten gespielten Konzert von Johann Michael Haydn, dem heute weniger bekannten Bruder des berühmten Joseph. Ziyu He greift bei dieser Gelegenheit statt zur Geige zur Viola und passt sich souverän mit dem wärmeren und etwas verhalteneren Klang seines Instruments dem Hör-Ambiente des 18.Jahrhunderts an.

Dabei bleibt es aber nicht. Denn als zweites Paradestück seines Könnens spielt er eine Paganini-Caprice, ebenso auf der Viola, und holt das Instrument in verblüffend klare hohe Lagen, immens virtuos mit der Nonchalance eines jungen Meisters. Und die übrigen Stücke der „Salzburger Mozartgala“ wenden sich daraufhin der Vokalmusik zu. Als junger Star im Programm präsentiert der polnische Bariton Dawid Biwo mit viel Charme zum Teil selten gesungene Arien aus Mozart-Opern wie „La Finta Giardiniera“. Sein erfahrener Kollege Daniel Behle wiederum ist mit etwas „Don Giovanni“, vor allem aber Liedern im Duo mit Wolfgang Brunner am Hammerklavier an der Reihe.

Als Abschluss gibt es noch einmal eine Rarität zu hören. Dafür gesellen sich zwei Naturhörner zum Ensemble, um Luigi Gattis Arie „Puoi vantar le tue ritorte“ in einer rekonstruierten Version aufzuführen, wie sie in Mozarts Zeiten bei Hofe gehört worden sein könnte. Es ist eine rasante Koloratur-Arie, ein Glanzstück für Daniel Behle als Tenor mit Gespür für Counter-Lagen. Und sie zeigt, dass auch die Musik der frühen Jahre noch immer Entdeckungen zu bieten hat.

Hinterlasse einen Kommentar